Marketingleiterin Jessika Schumacher im Gespräch mit Marc Mockwitz über den digitalen Reifegrad der Immobilienwirtschaft, die Einordnung der aktuellen Digitalisierungsstudie 2024* aus Sicht eines PropTechs und was Immobilienunternehmen jetzt tun müssen, um nicht Opfer, sondern Profiteur der digitalen Transformation zu werden. Mockwitz ist geschäftsführender Gesellschafter von CLOUDBRIXX und verfügt über langjährige Erfahrung im Vertrieb von SaaS-Produkten und in der Digitalisierung der Immobilienwirtschaft.

Die digitale Reife der Immobilienwirtschaft zeigt ein eher düsteres Bild. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Umfrage unter Fach- und Führungskräften. Wie ist Dein persönlicher Eindruck?

Die Ergebnisse der Digitalisierungsstudie* überraschen mich nicht. Als PropTech-Unternehmen und Anbieter von cloudbasierten Softwarelösungen für die Immobilienwirtschaft stoßen wir immer wieder auf eine Diskrepanz zwischen Wahrnehmung und Realität. Viele Immobilienunternehmen glauben, in Sachen Digitalisierung besser aufgestellt zu sein, als es in den Arbeitsprozessen tatsächlich der Fall ist. Der digitale Reifegrad ist also auch meiner Meinung nach eher mittelmäßig und hat noch viel Luft nach oben. Auch der in der Studie festgestellte "Generation Gap" ist für uns spürbar. Das Verständnis für die digitale Transformation ist bei jüngeren Fachkräften generell ausgeprägter. Viele ältere Manager haben die Tragweite der Digitalisierung sowohl für ihre internen Prozesse als auch für die strategische Perspektive ihres Unternehmens noch nicht vollständig durchdrungen. Häufig wird die digitale Transformation auch noch nicht als permanente, schrittweise Entwicklung verstanden und vorangetrieben. Die typische Ein- bis Dreijahresplanung greift viel zu kurz. Oft fehlt es aus unserer Sicht an Weitblick und Mut. Manager, die bei der Digitalisierung nur auf die Kosten schauen, sehen nicht, dass es sich um notwendige Investitionen in die langfristige Zukunftsfähigkeit des Unternehmens handelt.

 

Der Studie zufolge ist es für mehr als jedes zweite Unternehmen unüblich, mit Startups aus der Branche zusammenzuarbeiten. Woran liegt das?

Das ist eine interessante Frage. Die Immobilienwirtschaft hat sich jahrzehntelang im Status quo eingerichtet. Innovationen, die auch Risiken bergen können, werden nach meiner Beobachtung von der Branche generell eher kritisch gesehen. Das hat eine „Wir warten erst einmal ab“-Mentalität geprägt. Die Umsetzung innovativer Ideen und die Zusammenarbeit mit kreativen Softwareentwicklern könnte sich am Ende als falsch erweisen, so die Befürchtung. Deshalb unternimmt man lieber gar nichts. Dabei wird übersehen, dass es vor allem die Startups sind, die als innovative PropTech-Unternehmen der Immobilienwirtschaft den dringend benötigten digitalen Innovationsschub frei Haus liefern. Wer erst abwartet, bis ein PropTech im Laufe von fünf bis zehn Jahren zum Grownup gereift ist, oder wer erst entscheiden will, wenn alle Lösungen ausgereift und alle Forschungs- und Entwicklungsarbeiten abgeschlossen sind, verpasst definitiv die Ausfahrt in die digitale Zukunft. Die Dinge entwickeln sich ständig und teilweise sehr schnell. Leistungsstarke PropTechs wie wir haben mit namhaften Kundenbeziehungen längst bewiesen, dass die Zusammenarbeit mit uns eine lohnende Investition ist und es keinen Grund gibt, die digitale Transformation auf die lange Bank zu schieben.

 

Wie gut sind Immobilienunternehmen über mögliche Lösungen für die digitale Transformation informiert?

Das ist sehr unterschiedlich. In unserem Segment der B2B Enterprise-Kunden hat mittlerweile die Mehrheit der Unternehmen inzwischen erste Erfahrungen gesammelt. Grundsätzlich gilt: Wer wissen will, wie Prozesse digital verbessert werden können, muss wissen, was digital möglich ist und wo die analogen Schwachstellen liegen. Das eine bedingt das andere. Das klingt einfach, ist aber komplex. Nach meiner Beobachtung gibt es in der Immobilienwirtschaft noch viel zu wenig Transparenz darüber, inwieweit neue digitale Technologien die Arbeitsprozesse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verbessern und vereinfachen können. Allein auf die Frage, ob es eine „Pain Point Analyse“ gibt, antworten uns viele Unternehmen, dass sie diese nicht haben. Wie aber soll ein Kunde sonst erfolgreich zwischen einem Anforderungsprofil und den verfügbaren digitalen Lösungen navigieren? Da es die eine, allumfassende digitale Lösung nicht gibt und ich bezweifele, dass eine solche jemals entwickelt werden kann, ist es für Immobilienunternehmen zwingend notwendig, sich kontinuierlich und umfassend über verschiedene digitale Lösungen zu informieren und die eigenen Anforderungen möglichst konkret zu formulieren. Unternehmen, die zunächst noch orientierungslos sind, sollten sich nicht entmutigen lassen. Beratungsunternehmen mit Immobilienexpertise und digitalem Fokus können hier sehr gut unterstützen. Sie haben den Marktüberblick, analysieren und beraten unabhängig. Denn wer operativ in einer Fachabteilung arbeitet, kann schließlich nicht alle möglichen „Digital Wins“ kennen und bewerten.

 

Apropos „Digital Wins“: Alle reden von der Effizienz digitaler Lösungen. Wie wichtig sind messbare Effekte?

Um es gleich zu sagen: Messbare Effekte der Digitalisierung sind sehr wichtig. Effizienz beantwortet dabei die Frage: Machen wir die Dinge richtig? Gerade im Hinblick auf Effizienzsteigerungen müssen Mitarbeitende die Möglichkeit haben, das Warum zu hinterfragen. Zum Beispiel müssen sie fragen dürfen: Warum machen wir das immer noch analog, gibt es nicht schon bessere, digitale Möglichkeiten? Auch deshalb brauchen wir mehr Kreativitäts- und Innovationsförderer in den Führungsetagen. Ich glaube, man sollte auch in den Zielvereinbarungen über das Thema Digitalisierung nachdenken. Denn dann sollte es leichter fallen, messbare Ziele für Digitalisierungsinitiativen und klare Erfolgspfade zu definieren, die regelmäßig evaluiert und kommuniziert werden. Generell gewinnen diejenigen Use Cases, bei denen konkret aufgezeigt werden kann, wie viel effizienter Prozesse durch ein Digitalisierungsprojekt werden. Also zum Beispiel, wie viel Zeit und Kosten eingespart werden können oder welche neuen Umsätze und Erträge durch die Digitalisierung erschlossen werden können. Das ist zum Beispiel in den margenschwachen Bereichen des Property Managements eine spannende Möglichkeit, Potenziale zu heben. Um die Effizienz steigern zu können, müssen aber zunächst die personellen Ressourcen, intern oder extern, bereitgestellt werden, damit die digitale Transformation gelingt.

 

Ein weiteres beunruhigendes Ergebnis der Studie ist, dass Arbeitnehmer entweder nicht wollen oder nicht können. Wie siehst Du das?

Ja, personelle Barrieren können ein großes Problem für die digitale Transformation sein. Es scheint leider nur wenige Menschen zu geben, die wirklich Lust auf Innovation haben und sich darauf freuen, digital inspiriert zu werden. Viele Beschäftigte in der Immobilienwirtschaft sind leider wenig begeisterungsfähig. Das ist auch ein Grund, warum unsere Branche nur sehr langsam vorankommt. Dabei ist es ein Irrglaube, dass die Digitalisierung Arbeitsplätze vernichtet. Ich bin davon überzeugt, dass nur diejenigen, die die Digitalisierung nicht mitmachen, am Ende ihren Arbeitsplatz verlieren könnten, weil sie nicht digital qualifiziert sind. Nach meiner Erfahrung sind Unternehmen immer gut beraten, die digitale Transformation mit einem gutem Change Management zu begleiten, um nicht nur die analogen Prozesse, sondern auch die Denkweise der Zögerer und Zauderer zu transformieren.

 

Wenn Du das „Big Picture“ der digitalen Transformation beschreiben solltest, wie sieht es für die Immobilienwirtschaft aus?

Es geht für Immobilienunternehmen nicht nur um einzelne digitale Tools, die analoge Prozesse vereinfachen und beschleunigen, es geht auch nicht um digitale Ökosysteme, die verschiedene Softwarelösungen zu einem großen Ganzen vereinen. Vielmehr geht es um die Visionen und die Mehrwerte insgesamt, die durch die Digitalisierung erreicht werden können. Dazu gehört zum Beispiel die Risikominimierung, weil etwa ein digitales Bürgschaftsmanagement oder ein digitales technisches Wartungsmanagement deutlich mehr Sicherheit bieten und die Fehleranfälligkeiten reduzieren. Dazu gehört aber auch der Zugang zu neuen Chancen, die sich allein durch die Digitalisierung von Daten ergeben. Mit digital verfügbaren Daten werden völlig neue Anwendungen möglich, auch solche, die heute noch außerhalb unserer Vorstellungskraft liegen. Die digitale Transformation, über die wir heute sprechen, ist nur die notwendige Basis für die vielen weiteren Meilensteine, die noch folgen werden. So benötigen beispielsweise alle KI-Anwendungen als Basis digitale Daten bzw. Datenbanken. Nur wenn ein Unternehmen digital auf der Höhe der Zeit ist, bleibt es wettbewerbs- und damit zukunftsfähig. Die Digitalisierung in der Immobilienwirtschaft ist alternativlos. Es gibt keinen Grund, noch länger mit der Softwareeinführung zu warten.

*Transform to Succeed, Digitalisierungsstudie 2024, IIWM Institut für Immobilienwirtschaft und -management der Technischen Hochschule Aschaffenburg und Drees & Sommer SE, Februar 2024

 

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Post by Cloudbrixx Marketing/PR-Team
Apr 10, 2024 11:30:00 AM

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